Curriculum Vitae |
homepage: www.thomasschmid.com skype: thomasschmid123 Wie mein Leben so
lief (curriculum vitae) 1950: geboren in der Schweiz 1996: Auslandsreporter der "Wochenpost", Berlin 1997-1999: Freischaffender Journalist 2003-2004: Freischaffender Journalist seit 2016: Freischaffender Journalist
In Deutschland-West stand Konrad Adenauer im ersten Jahr seiner 14-jährigen Kanzlerschaft, in Deutschland-Ost war Walter Ulbricht ("Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten") seit einem Tag Parteichef, als ich 1950 in der Schweiz geboren wurde, im
Kanton Aargau. In dessen Hauptstadt
Aarau, einer Hochburg der bürgerlichen Revolution, war 1798 auf Geheiß
Napoleons, dessen Truppen in die Schweiz eingefallen waren, die Helvetische
Republik ausgerufen worden. Aarau wurde die erste Hauptstadt der modernen
Schweiz und blieb es vier Monate lang. Diese Revolutionsgeschichte hatte für
mich Folgen. Der Aargau war der einzige Schweizer Kanton, in dem noch in den
1960er Jahren Schüler im zarten Alter von zwölf Jahren verpflichtet wurden, einmal in der Woche in eine militärische Uniform zu schlüpfen, zu exerzieren und
scharf zu schießen. Dieser sogenannte Kadettenunterricht stand in der ununterbrochenen Tradition des 1789 gegründeten Kadettencorps. Einmal im Jahr, am Stadtfest, paradierten wir uniformiert durch die Straßen der Stadt. Der umgehängte Karabiner reichte mir bis zu den
Fersen. Die Mädchen warfen uns Rosen zu.
Die Flucht vor der Fahne trug mir eine
Gefängnisstrafe von sieben Monaten ein. Der Prokurator (militärische
Staatsanwalt) hatte nur sechs gefordert. Den Zuschlag hatte ich mir mit der
Unverfrorenheit eingehandelt, mit der ich den Richtern, alle in Uniform, erklärte,
dass ihr Urteil mir schnuppe sei, da ich das Gericht ohnehin nicht
anerkennen würde. Ich war ein Flegel, Rebell, geprägt von 1968, dem Protest
gegen den Vietnamkrieg, der Suche nach einer besseren Welt. Ein Drittel meiner
Strafe wurde mir auf Bewährung erlassen, vier Monate und drei Wochen saß ich in
einem Gefängnis zwischen Liechtenstein und dem Säntis-Gebirge ab. Ich habe
Mörder, Sexualverbrecher, Zuhälter, Räuber, Dealer, Diebe, einen meineidigen Rechtsanwalt und jede
Menge Ganoven kennengelernt. Es war eine interessante Zeit – viel anregender
und aufregender als das öde Soldatenleben. Im Frühjahr 1973 schrieb ich mich an der Freien
Universität für ein Soziologie-Studium ein. Vorlesungen wie in Zürich gab es
nur wenige. Zwischenprüfungen keine. Ich besuchte Seminare, für die wir uns in Gruppen vorbereiteten. Wir debattierten, stritten und schrieben Papiere, die wir zur Diskussion stellten. Ich las mehr als je zuvor: Marx, Marcuse, Weber, Habermas, Popper, Luhmann, Schelsky... Es
war ein sehr freies Studium, das ich 1978 mit einem Diplom abschloss. Ein Jahr später stieß ich zur gerade gegründeten,
damals linksradikalen „Tageszeitung“ (taz), bei der ich mein journalistisches
Handwerk lernte – zunächst als Redakteur für Westeuropa, später für
Lateinamerika. Zuletzt, 1995 bis 1996, war ich Chefredakteur. Es folgte ein
Jahr als Auslandsreporter bei der „Wochenpost“, einer früheren DDR-Zeitung,
deren Redaktion aber bereits zur Hälfte aus Wessis und zur Hälfte aus
Ossis bestand und von einem Westdeutschen geleitet wurde. Nachdem die
„Wochenpost“ eingestellt wurde, war ich zum ersten Mal „Freelancer“,
freischaffender Journalist, und schrieb für zahlreiche deutsche, österreichische
und Schweizer Tages- und Wochenzeitungen. Nach einem Intermezzo (2000-2001) bei
der damals noch linksliberalen „Weltwoche“ (Zürich) war ich wieder „frei“, bis
ich (2005-2007) bei „Facts“ (inzwischen eingestelltes Schweizer
Nachrichtenmagazin) in die Auslandsredaktion einstieg. Von 2008 bis 2015
arbeitete ich dann bei der „Berliner Zeitung“ als Leitender Redakteur und
Auslandsreporter. Seit November 2015 bin ich wieder - nun als Rentner - „freischaffender
Journalist“ und bleibe es, solange ich Aufträge kriege und glaube, zur Erhellung der Verhältnisse beitragen zu können.
(Hg.) Politische Morde, Göttingen (Werkstatt Verlag)1996 (zusammen mit Werner Raith)
Diverse Buchbeiträge |