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Das Ende der grünen Fee PDF Drucken
Thomas Schmid - Berliner Zeitung - 10.05.1997

Der Absinth war einst weit verbreitetes Modegetränk von Bohemiens, Künstlern und Müßiggängern. Doch dann wurde er zum Sündenbock für die sozialen Probleme der Jahrhundertwende und weltweit verboten. Frankreich trinkt seither Pastis. In der Schweiz aber wird die „grüne Fee“ weiterhin heimlich gebrannt.

Am 7. Oktober 1910 herrschte im Val de Travers Katerstimmung. Im abgelegenen Tal des Schweizer Jura schliefen viele ihren Rausch vom Vorabend aus. Man hatte noch einmal richtig gefeiert. Punkt Mitternacht war der Verfassungsartikel in Kraft getreten, der die Herstellung und den Verkauf von Absinth verbot. Fortan wurde der hochprozentige, grünlich schimmernde Schnaps, der im Kontakt mit Wasser milchig-trüb wird, unter dem Ladentisch gehandelt. Unter Freunden wird im Tal auch heute noch gern ein „interdit“, ein „Verbotener“ angeboten - ohne alle Heimlichkeit. Die Verfassung untersagt den Konsum schließlich nicht.
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Die neue makedonische Frage PDF Drucken

Thomas Schmid, DIE TAGESZEITUNG, 11.03.1994


Wenn Griechenlands Embargo andauert, könnte Makedoniens Wirtschaft bald kollabieren

Eine überbesetzte Pförtnerloge, kahle Wände, leere Korridore, ab und zu jemand mit einem Ordner unter dem Arm. Ansonsten gespenstische Stille. Am früheren Sitz des Zentralkomitees der einst allmächtigen Partei scheint noch der alte kommunistische Geist zu wehen. Doch im zweiten Stockwerk herrscht rege Geschäftigkeit. Hier hat Dimitr Belcev sein Büro.

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Nackter Terror gegen wehrlose Geiseln PDF Drucken

Thomas Schmid, DIE TAGESZEITUNG, 20.07.1992



Täglich werden in der von serbischen Freischärlern umzingelten bosnischen Hauptstadt Menschen von Granaten getötet, Heckenschützen schießen auf alles, was sich bewegt. "Gebt uns Waffen", so die verzweifelte Forderung.



Der Bauch des Ungetüms öffnet sich, lange bevor es zum Stillstand gekommen ist. Es muß alles schnell gehen, auf dem Flughafen von Sarajevo. Flugkapitän Vollmann will seine Mannen nicht länger als nötig der Gefahr aussetzen. Die Stellungen serbischer Freischärler sind nur hundert Meter von der Rollbahn entfernt. Zwar sind entlang der Piste weiße Panzer der UN-Truppen eingebuddelt, doch Schutz bieten die Blauhelme nur begrenzt. So werden die zehn Tonnen Mehl in aller Eile ausgeladen. Und nach knapp einer halben Stunde hebt die gepanzerte Transall wieder ab. Zurück bleibt ein halbes Dutzend Journalisten, irgendwo zwischen zwei Aeroflot-Maschinen aus der Ukraine und einem Lufttransporter aus der Türkei. Vor dem zerschossenen Terminal herrscht emsiges Treiben. Überall kurven weiße Fahrzeuge der UNO, rasseln Schützenpanzer mit aufgepflanztem Gewehr und der blauen Fahne, Generatoren rattern.

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Von den serbischen Nachbarn vertrieben PDF Drucken

Thomas Schmid, DIE TAGESZEITUNG, 22.10.1991

In Jugoslawien sind bereits 260.000 Menschen auf der Flucht - und es werden täglich mehr.



Daß ihm das in seinen alten Tagen noch passieren mußte! Der 81jährige Josip Balent starrt dumpf vor sich hin. Zusammen mit seiner Frau Ana und seiner Tochter Vesna sitzt er auf einer Pritsche im Heim der Ordensschwestern von "Notre Dame" in einem Außenviertel von Zagreb. In Slakovci, einem kleinen Ort im Osten Slawoniens, gerade 15 Kilometer von der Donau entfernt, die dort die Grenze zu Serbien bildet, war er der reichste Bauer im Dorf. Ja, sogar ein großes Haus mit Zentralheizung hatte er und über zehn Hektar Land, und jetzt diese Enge, 18 Quadratmeter zu dritt. "Serben, alles Scheiße!" flucht der Alte - und damit hat sich sein Reservoir an deutschen Wörtern auch schon erschöpft.

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"Auch bei uns ist schon Krieg" PDF Drucken

Thomas Schmid, DIE TAGESZEITUNG, 10.10.1991


Der Drei-Völkerstaat Bosnien-Hercegowina - Opfer des jugoslawischen Bürgerkrieges


Ein Verteidigungsminister, der sich unheimlich freut, wenn Leute seiner eigenen Republik aus der Armee desertieren, ist gewiß keine alltägliche Erscheinung. Jerko Dokos Gefühle sind so unverständlich nicht: Die Einheiten, aus der die jungen Soldaten ausbüchsen, stehen zwar in seiner Republik Bosnien-Herzegowina, sind aber nicht ihm, dem Verteidigungsminister in Sarajewo, unterstellt, sondern der Bundesarmee und dem jetzt serbisch kontrollierten Staatspräsidium. Jerko Doko, der Verteidigungsminister ohne Armee, ist im übrigen Kroate.

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Der Blick in die Welt, Thomas Schmid