Die Gänsefüßchenrepublik im Kaukasus |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung 13.05.2015
Die Armenier in Bergkarabach, das zu Aserbaidschan gehört, suchen nach Anerkennung ihrer Unabhängigkeit
Es ist eine atemberaubende Landschaft von wilder Schönheit.
Durch eine Hochsteppe, vorbei an zerklüfteten Felsen windet sich die Straße zum
verschneiten Pass hoch. Auf der andern Seite schlängelt sie sich verspielt
hinunter, um hinter dem Berg zu verschwinden. Eine Schafherde trottet durch das
karg bewachsene, steinige Feld. Hoch oben in den Lüften zieht ein Raubvogel
seine Kreise. Es herrscht eine himmlische Ruhe. Nach sechs Stunden Fahrt hält
der Kleinbus, der in Eriwan, der Hauptstadt Armeniens, gestartet ist, mitten in
den Bergen vor zwei Fahnenstangen und einem kleinen Häuschen. Es ist die Grenze
zu Bergkarabach, einer unabhängigen Republik, die von keinem Staat der Welt
anerkannt wird, einer Gänsefüßchenrepublik also. In der Hauptstadt Stepanakert wird man am Freitag in einer offiziellen Feier des Genozids an
den Armeniern gedenken, der vor hundert Jahren seinen Anfang nahm. In
Bergkarabach wohnen heute ausschließlich Armenier. Das war nicht immer so.
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