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"Das ist hart, aber nützlich" |
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Thomas Schmid, Frankfurter Rundschau, 29.12.2011
Das Deutsche Reich war in den Völkermord an den
Armeniern im Osmanischen Reich verstrickt. Deutsche Militärs tragen
Mitschuld an den Massakern
Es herrscht dicke Luft zwischen Frankreich und der Türkei.
Die französische Nationalversammlung hat sich dafür ausgesprochen, die
Leugnung des Genozids an den Armeniern unter Strafe zu stellen. Das
Votum des Senats steht noch aus. Aber Ankara hat bereits den
türkischen Botschafter aus Paris zurückgepfiffen und die militärische
Zusammenarbeit ausgesetzt. Bis heute hat noch jede türkische Regierung
bestritten, was unter seriösen Historikern längst geklärt und
dokumentarisch gut belegt ist: Die jungtürkische Regierung des
Osmanischen Reiches hat während des Ersten Weltkrieges die systematische
Ausrottung der Armenier betrieben. Umstritten ist allenfalls
noch, ob „nur“ 800.000 oder über eine Million Angehörige der ältesten
christlichen Staatsreligion erschlagen, erdrosselt, gekreuzigt,
erschossen oder auf die Todesmärsche in die mesopotamische Wüste
geschickt wurden.
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Invasion ins gelobte Land |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 24.09.2011
Vor einhundert Jahren erklärte Italien dem Osmanischen Reich den Krieg und besetzte Libyen
Der "Wettlauf um Afrika" ging seinem Ende entgegen. In einem Bündnis, das sie "Entente cordiale" ("Herzliches Einverständnis") nannten, hatten sich das Vereinigte Königreich und Frankreich 1904 auf die Abgrenzung ihrer Einflusssphären geeinigt: Ägypten sollte an die Briten fallen und Marokko an die Franzosen, die sich bereits Algerien und Tunesien unterworfen hatten. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges war ganz Nordafrika unter Kontrolle der europäischen Kolonialmächte - mit Ausnahme Tripolitaniens und der Cyrenaika, der beiden Provinzen des Osmanischen Reiches, die später zu Libyen vereinigt wurden und auf die Italien schon lange ein Auge geworfen hatte.
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Panthersprung nach Agadir |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 02.07.2011
Vor hundert Jahren ging ein deutsches Kanonenboot in Marokko vor
Anker. Die Provokation endete in einer politischen Niederlage und
beflügelte jene, die den großen Krieg wollten.
Das deutsche Kanonenboot "SMS Panther" war an der
ostafrikanischen Küste gegen arabische Sklavenhändler im Einsatz
gewesen. Es hatte das Kap der Guten Hoffnung umrundet und befand sich
vor Senegal, als sein Kommandant, Korvettenkapitän Behnisch, über Funk
Order erhielt, am 1. Juli 1911 in der südmarokkanischen Hafenstadt
Agadir vor Anker zu gehen. Mit nur zwei Schnellladekanonen und sechs
Revolverkanonen bestückt, wirkte die "Panther" nicht sonderlich
bedrohlich. Allenfalls mochten die neunköpfige Blaskapelle und die
Kriegsflagge des Deutschen Reiches Einheimische beeindrucken.
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Sieben Morde und ein Rätsel |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 18.12.2010
Der Film "Von Menschen und Göttern" berichtet vom Leben der
sieben französischen Mönche, die 1996 in Algerien umgebracht wurden. Wer
aber waren die Mörder? Wer gab den Auftrag?
Der französische Präsident war erschüttert. Der Fall Tibhirine
werde nun Chefsache, versprach Nicolas Sarkozy Anfang Oktober. Zusammen
mit seiner Frau Carla Bruni hatte er sich im Elysée-Palast Xavier
Beauvois' preisgekrönten Film "Von Menschen und Göttern" angeschaut, der
das Drama der Entführung und Ermordung von sieben französischen Mönchen
in Algerien aufgreift und in dieser Woche in Deutschland angelaufen
ist. Es ist ein Spielfilm. Aber der Drehbuchautor orientierte sich an
der realen Geschichte: Im Kloster in Tibhirine, zwei Autostunden von der
algerischen Hauptstadt entfernt, lebten 1996 sieben französische
Trappistenmönche ein friedliches, asketisches Leben, in Eintracht mit
der muslimischen Bevölkerung des Ortes, bis sie vom Krieg eingeholt
wurden. Im Abspann des Filmes heißt es knapp: "Die Identität ihrer
Mörder und die Umstände ihres Todes bleiben ein Rätsel."
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Messias und Despot |
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Thomas Schmid, Berliner Zeitung, 11.12.201
Vor 20 Jahren wählte Haiti den Armenpriester Jean-Bertrand
Aristide zum Präsidenten. Er wurde von der Macht geputscht und wieder
gewählt. Doch das Regime des linken Befreiungstheologen endete in Chaos
und Gewalt
Erdbeben, Cholera, Wirbelstürme, Überschwemmungen - und nun die
Unruhen nach den manipulierten Wahlen. Auf Haiti scheint ein Fluch zu
lasten. Kein Lichtstreifen am Horizont, keine Hoffnung. Das war nicht
immer so. Vor 20 Jahren herrschte im Karibikstaat eine Aufbruchstimmung,
die sich Haitianer heute kaum noch vorstellen können. Die meisten
Haitianer glaubten, endlich dem Teufelskreis von Gewalt und Elend zu
entkommen. Nach 30 Jahren Diktatur von François und Jean-Claude Duvalier
- "Papa Doc" und "Baby Doc", während der mindestens 30000 Menschen
ermordet wurden, und nach fünf weiteren Jahren Militärherrschaft war der
Armenpriester Jean-Bertrand Aristide bei den ersten freien und fairen
Wahlen des Landes am 16. Dezember 1990 mit mehr als 67 Prozent der
Stimmen zum Präsidenten gewählt worden. Es war eine Zäsur in der
Geschichte Haitis. Nach der Herrschaft blutrünstiger Diktatoren, die das
Land gnadenlos ausgeplündert und immer nur in die eigene Tasche
gewirtschaftet hatten, versprach sich das Volk vom schmächtigen
Salesianerpater so etwas wie blühende Landschaften.
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